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Interview 4: Auslandssemester
Wir haben mit Manuela gesprochen, eine junge Frau, die 2014 für ein Auslandssemester nach Costa Rica gegangen ist. Wie es dazu kam und warum sie sogar ein Buch darüber geschrieben hat, erfahren Sie im folgenden Interview. Wenn Sie mehr über Manuela und ihr Buch wissen möchten, besuchen Sie doch ihre Webseite und den damit verbundenen Blog: www.costarica.manueladoerr.de. Dort erfahren Sie alles über ihr Auslandssemester und erhalten generelle Infos zum Thema Studieren im Ausland.
Du hast dich für ein Auslandssemester in Costa Rica entschieden, wie kam es zu der Entscheidung?
Zu Beginn stand ein großer Wunsch: Ich wollte meine spanischen Sprachkenntnisse verbessern und festigen. Was eignet sich dazu besser als ein Auslandssemester? In der elften Klasse ging ich bereits für ein halbes Jahr in Frankreich zur Schule und spreche seitdem Französisch. Diese positive Erfahrung wollte ich wiederholen, jedoch diesmal nicht in Europa. Neben der neuen Sprache wollte ich auch eine neue Kultur erleben.
Deshalb entschied ich mich für die Partneruniversität meiner Hochschule in Mexiko in Guadalajara. Leider wurde die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten jedoch abgebrochen, sodass ich nur noch in Barcelona im spanischsprachigen Ausland hätte studieren können. Nach einiger Recherche entschied ich mich schließlich dazu, als Freemoverin selbst eine Universität in Lateinamerika zu suchen und die Korrespondenz eigenständig zu handhaben. Das war zwar deutlich mehr Arbeit, hat sich aber gelohnt. Ich konnte viel lernen und wurde schon bei der Vorbereitung sehr selbständig.
Stand Costa Rica für dich als Ziel von Anfang an fest?
Ich bin im Laufe meiner Recherche darauf gestoßen. In meinem Buch gibt es dazu ein Gespräch, hier ein Ausschnitt:
"Warum wolltest du nicht nach Spanien? Das ist doch viel näher und europäischer", fragte mich eine deutsche Freundin, als ich von Costa Rica aus mit ihr telefonierte. Genau dieses 'näher und europäischer' war der Grund gewesen, weshalb Spanien für mich nicht in Frage gekommen war.
"Lateinamerika! Überleg' doch mal!", antwortete ich deshalb, "all die Farben und die Tiere, das Aufregende, Außergewöhnliche und Alltägliche; Bäume, Vögel, Wildnis, Freiheit, Unperfektes, Lebensfreude und tanzende Menschen! Altes weit weg zurücklassen. Noch dazu werde ich ein klares Spanisch lernen, eine Weltsprache beherrschen! Costa Rica, weil der kleine Staat relativ sicher ist, das Militär vor Jahren abgeschafft hat und das Geld jetzt ins Gesundheits- und Bildungswesen investiert. Weil hier die glücklichsten Menschen der Welt leben und es eine der besten Universitäten des Kontinents gibt: Die Universidad de Costa Rica mit circa vierzigtausend Studenten. Auch die Natur ist atemberaubend: Ein Viertel des exotischen Landes ist durch Nationalparks geschützt", schwärme ich weiter.
Der Duft meines Kuchens, den ich gerade für meine Gastfamilie gebacken habe, liegt noch immer in der Luft. Auch das gehört dazu, zu meinem Costa Rica: Denn in der Stadt ist kein Dschungel. Hier ist Stadtleben, Familie, Kultur, Universität, Beruf und Berufung. Hier ist Kuchen!
Ein Stipendium hat dir das Auslandssemester ermöglicht - wie groß war die Unterstützung durch die Organisation?
Über das International Office meiner Hochschule konnte ich mich für das PROMOS Stipendium des DAAD bewerben, welches primär für Studenten gedacht ist, die außerhalb von Europa studieren und deshalb keine Erasmus-Fördergelder beziehen können. Dort habe ich einige Unterlagen zur Bewerbung eingereicht, darunter natürlich auch ein Motivationsschreiben. Motivationsschreiben sind überaus wichtig, wie ich gelernt habe. Ja, ich würde sogar sagen, dass ich Meisterin im Motivationsschreiben-schreiben geworden bin.
Es wird ja immer gesagt, dass man sich frühzeitig um alles kümmern soll. Auch ich habe mich spät für die finanzielle Unterstützung beworben und wurde letztendlich trotzdem durch das Stipendium gefördert. Dadurch habe ich die Zusage aber erst bekommen, als ich schon in Costa Rica war, den Flug also schon bezahlt hatte.
Merke: Frühzeitig bewerben spart Stress und Ungewissheit. Monatlich habe ich dann 300 Euro sowie einen einmaligen Reisekostenzuschuss von 1.950 Euro erhalten. Von letzterem konnte ich den Flug, die unerwartet hohen Visumskosten und Studiengebühren zahlen. Eine genaue Auflistung meiner Ausgaben gibt es in meinem Buch.
Wovor hattest du zu Beginn deines Auslandsaufenthaltes am meisten Angst?
Es gibt viele Dinge, vor denen man Angst haben kann und das ist auch ganz normal. Besonders, wenn man das erste Mal alleine eine längere Reise in ein fremdes Land antritt. Ich hatte am meisten Sorgen davor, niemanden zu verstehen oder nicht verstanden zu werden. Letztendlich konnte ich auch mit Englisch viel erreichen und Spanisch lernte ich vor Ort sehr schnell.
Außerdem fürchtete ich, keine Wohnung oder Gastfamilie zu finden. In Mittelamerika ist es noch nicht üblich, eine WG über das Internet zu suchen. Die ersten zwei Wochen wohnte ich deshalb in einem Hostel, in dem ich letztendlich eine wundervolle Zeit hatte und viele hilfsbereite Menschen kennenlernen durfte.
Zudem wusste ich nicht, ob ich ohne weitere Probleme alleine durch das Land reisen können würde. Das gleiche galt für das Fotografieren, das bei meinem Studium dazu gehört. Aber auch das war nach einer ausführlichen Recherche kein Problem: Ich mied gefährliche Viertel oder fand Reisepartner.
Welchen Rat würdest du Studenten geben, die über ein Auslandssemester nachdenken?
Nicht zu viel nachdenken, sondern jetzt sofort recherchieren, schließlich sitzt ihr gerade am Rechner mit Internetzugang. Die beste Voraussetzung!
Kleine Liste:
1. Welche/r Region/Kontinent interessiert dich? Welche Sprache möchtest du vertiefen?
2. Bei deiner Hochschule nachsehen, welche Partnerschaften es gibt.
3. Herausfinden, ob an der potenziellen Hochschule dein Studienfach gelehrt wird und ob sie einen guten Ruf hat.
4. Nichts gefunden? Dann auf Organisationen zurückgreifen oder selbst im Internet recherchieren, mit dem International Office deiner Hochschule sprechen, verschiedene Hochschulen anschreiben und auf Antwort hoffen. Deshalb solltest du auch rechtzeitig mit der Vorbereitung beginnen, diese Suche kann nämlich sehr mühsam sein, zahlt sich hinterher aber aus. Also: Nicht aufgeben!
Wie kamst du auf die Idee, ein Buch über dein Studium im Ausland zu schreiben?
Seit Beginn meines Fotografiestudiums führe ich einen Blog, den ich zur Präsentation meiner aktuellen Hochschulprojekte nutze. Es war naheliegend, dort von meiner Zeit im Auslandssemester zu berichten. Zudem suchte ich selbst vor meiner Abreise eine ähnliche Informationsquelle: Eine Geschichte von einem Auslandssemester, keine auf ihre Sachlichkeit reduzierten Informationen. Wie fühlt man sich als Austauschstudent in der fremden Umgebung, wie gliedert man sich ein und wie geht man mit der fremden Sprache um?
Warum sollte ich nicht selbst so eine Geschichte schreiben, fragte ich mich schließlich. Anderen Austauschstudenten zeigen, dass vielleicht alles möglich ist, dass Höhen und Tiefen ganz normal sind, dass es allen ähnlich geht, dass alle Angst vor etwas haben. Schade, dass sich manche wegen dieser Ungewissheit gar nicht erst trauen oder denken, dass sie ungeeignet sind.
Was war das Highlight deiner Zeit in Costa Rica und würdest du alles nochmal genauso machen?
Ein Highlight war, als mein Bruder zu mir sagte, dass ich nun Spanisch sprechen würde. Da wurde mir bewusst, dass ich nun auf einer weiteren Sprache kommunizieren kann und dadurch viel mehr Freiheiten habe. Ein merkwürdiges aber großartiges Gefühl.
Ein weiteres Highlight war ein Wochenendausflug zum Chirripó, dem höchsten Punkt Costa Ricas. Zwei Mitbewohner und ich bezwangen den 3.820 m hohen Berg! Ich bin in meinem Leben noch nie auf so einen hohen Berg gestiegen und hätte auch nicht damit gerechnet, dass ich das jemals tun würde. Es war ein wundervolles Gefühl, es geschafft und nicht aufgegeben zu haben!
Das letzte Highlight war der Besuch meiner besten Freundin aus Costa Rica hier in Dortmund. Und wie ich über das Auslandssemester denke? So wie über den Chirripó!
Also, auf auf!